Möglichkeiten und Grenzen im Einsatz von Getreide
Das regional erzeugte Getreide zeichnet sich durch hohen Energiegehalt aus, enthält aber mit 9% (Körnermais) bis 13% (Weizen) Rohprotein auch nennenswerte Eiweißmengen. Der Mineralstoffgehalt ist bei Calcium sehr niedrig, während der Phosphorgehalt mit 3-4 g für die Produktion von 2 bis 2,5 kg Milch ausreicht.
Tabelle 1: Nährstoff- und Energiegehalt der Getreidearten (je kg OS (88%T) DLG 1997
Vorgänge im Pansen
Der Energiegehalt des Getreides wird weitgehend aus der Stärke geliefert. Die Stärke wird im Pansen zu kurzkettigen Fettsäuren abgebaut, wobei die Abbaurate und die Geschwindigkeit zwischen den Getreidearten unterschiedlich ist. (Siehe Ausgabe 8/2013 „Energie für die Milchkuh“)
Insbesondere Weizen, Roggen und Triticale werden sehr schnell abgebaut, so dass durch die schnelle Freisetzung an kurzen Fettsäuren eine mehr oder weniger ausgeprägte Übersäuerung des Pansens verursacht werden kann (=Pansenacidose). Nähere Informationen auf Josera-agrar.de.
Im Gegensatz dazu wird die Maisstärke deutlich langsamer im Pansen zerlegt, und es gelangt je nach Maissorte (Stichworte Zahnmais oder Hartmais) auch ein größerer Teil davon in den Dünndarm und wird dort als Glucose aufgenommen.
Deshalb ist auch zu überlegen, ob man einen Teil des selbst erzeugten Getreides, hier Weizen oder Triticale, verkauft und dafür Mais zukauft.
Der Einsatz von Getreide – insbesondere von Mais – führt über die bessere Glucoseversorgung der Kuh am Dünndarm nicht nur zu einer verminderten Ketose-Gefahr; auch wurden positive Ergebnisse bezüglich der Milchmenge und im besonderen Maße der Milcheiweißproduktion beobachtet.
Um den Pansen-pH-Wert nicht zu stark zu senken sollte die Leistungsfuttermenge auf mehrere kleine Gaben verteilt werden. Auch Quetschen statt feinem Schroten verlangsamt die Umsetzung im Pansen und beschleunigt die Säureproduktion nicht im gleichen Umfang.
Sinkt der pH-Wert unter 6,0 – wie es bei Gaben von mehr als 3 kg Leistungsfutter je Fütterung der Fall ist – wird auch die Aufnahme von Grundfutter verschlechtert. Vorteilhaft ist es deshalb, wenn die Leistungsfuttergaben gleichmäßig über den Tag verteilt werden. Außerdem kann ein Teil der Leistungsfuttergabe in der aufgewerteten Mischration angeboten werden. Hier sollten aber nicht mehr als 2 kg Milch unter dem durchschnittlichen Gemelk der Herde angeboten werden, um das Verfetten der Altmelker zu verhindern. Bei Transponderstationen sollte die Kraftfuttermenge je Besuch auf 2 kg begrenzt werden. Das gilt auch für Kraftfuttergaben im Anbindestall.
Grenzen in der Fütterung von Getreide
Zur Herstellung von hofeigenen Leistungsfuttermischungen sind alle Getreidearten in Verbindung mit Eiweiß- und Mineralfuttermitteln geeignet. Vorteilhaft ist es jedoch, wenn größere Anteile an Weizen und Körnermais aufgenommen werden, da dann je kg Milchleistungsfutter ca. 2,3 kg Milch erzeugt werden können. Der Weizen- oder Maisanteil sollte maximal 50 bzw. 30% in der Mischung betragen.
Tabelle 2: Maximale Einsatzmenge von Getreide in Hofmischungen (o.B.=ohne Begrenzung)
Fazit
Die häufig angeführten Nachteile hofeigener Leistungsfuttermischungen, wie Pansenacidose, treten nur dann auf, wenn das Getreide zu fein vermahlen ist und die Kraftfuttermengen über 3 kg je Gabe hinausgehen.
Es ist durchaus möglich, durch entsprechende Fütterungstechnik die Leistungsfutterergänzung ausschließlich über wirtschaftseigenes Getreide und eine Eiweiß- und Wirkstoffergänzung sicherzustellen. Sprechen Sie Ihren Josera-Berater an.
Getreide als Energiefutter wiederkäuergerecht nutzen!
Die Fütterung von Getreide hat in der Milchviehhaltung eine lange Tradition. Gerade die hohen Energiegehalte sind für leistungsbetonte Rationen sehr nützlich. Um aber auch hohe Leistungen wiederkäuergerecht auszufüttern, gilt es nicht nur auf ausreichend Rohfaserversorgung, sondern auch auf die entsprechenden Mengen an beständiger und unbeständiger Stärke zu achten.
Die Wirkung von Getreide hat, bei richtiger Verwendung, einen sehr positiven Effekt auf den Energiestoffwechsel der Kuh. Es gilt jedoch zu beachten, dass die Energiequelle vor allem in Form von Stärke vorliegt. Diese wird zu kurzkettigen Fettsäuren abgebaut, wobei deren Abbaurate bei Getreide recht kurz ausfällt. Diese Anflutung von kurzkettigen Fettsäuren kann bei hohen Mengen von Getreide zu einer Pansenaidose führen. Je höher die Beständigkeit der Stärke, desto langsamer ist die Abbaugeschwindigkeit im Pansen. Die entsprechenden Gehalte an Stärke und die der beständigen Stärke werden nachfolgend tabellarisch dargestellt und zum Vergleich auch nochmal zwei Maissilagen aufgeführt.
Tabelle 3: Stärke- und Energiegehalte bei 88% TM in verschiedenen Futtermitteln (nach Gruber Tabelle Stand 2015)
Es macht daher Sinn, bei Gestaltung der Fütterung, die Ration und die eingesetzten Komponenten, auf die entsprechenden Gehalte an Stärke zu kontrollieren. Es sollten nicht mehr als 25% unbeständiger Stärke in der Tagesration enthalten sein. Bei leistungsbetonten Mischrationen, die auf Grund von hohen Anteilen an Maissilage und ggfs. Kraftfuttermischungen ohnehin schon in diese Grenzbereiche stoßen, ist Körnermais hier eine sinnvolle Ergänzung. Die vorliegende Maisstärke unterliegt einem wesentlich langsameren Abbau im Pansen, als die Stärke beim restlichen Getreide. Dadurch gelangen auch größere Anteile davon am Dünndarm an und werden hier in Form von Glucose aufgenommen. So kann der Kuh, auch in hohen Leistungsbereichen, nochmal die erforderliche Energiesteigerung über die Mischration verabreicht werden.
Das Risiko einer Übersäuerung kann aber auch durch andere Maßnahmen minimiert bzw. umgangen werden. Zum einen spielen natürlich die verabreichten Mengen eine Rolle. Um den Pansen-pH-Wert nicht zu stark zu senken, sollten die Gaben auf mehrere Male verteilt werden und nicht mehr als 3 kg pro Fütterung vorgelegt werden. Bei Nutzung von Transponderstationen empfiehlt es sich die KF-Menge auf 2 kg pro Abruf zu reduzieren. Um sich zusätzlich einen Sicherheitspuffer zu verschaffen, besteht die Möglichkeit, der Mischration eine entsprechende Menge an Wasser zuzugeben. So kann sich das Getreideschrot an die Faserkomponenten anhaften, wodurch die Entmischung bzw. Futterselektion verringert wird. Bei höheren Temperaturen im Sommer gilt es die Stabilität der Mischung im Auge zu behalten und ggfs. ein Frischhaltekonzentrat einzusetzen.
Der Einsatz von puffernden Substanzen wie Natriumbicarbonat bzw. JOSERA Multi-Buffer-Plant stellt eine weitere Möglichkeit der Absicherung von kraftfutterbetonten Rationen dar. Sie heben den pH-Wert im Pansen an und senken das Risiko bzw. verhindern das Auftreten einer Pansenübersäuerung. Neben dieser chemischen Ergänzung kann auch auf biologischem Wege der Pansen stabilisiert werden. Die Einbindung von Lebendhefe in der Milchviehfütterung als Pansenstabilisator hat sich hier sehr gut bewährt.
Muli-Buffer-Plant
- Pufferkonzentrat
- Zur Unterstützung der Futteraufnahme, der Futterverwertung, sowie zur Förderung der Pansenfermentation
- Breites Wirkungsspektrum für gesunde Tiere mit hoher Milchleistung
Vorhandene Pansenacidosen können, neben der Analyse von MLP-Berichten, mittels Kotwaschen festgestellt werden. Bei vorsichtiger Durchführung lassen sich hier häufig Schleimhautreste wiederfinden. So kann, bei anstehenden Änderungen in der Futterration, sehr schön ein Vorher-Nachher-Vergleich erstellt werden. Bei der genauen Gestaltung der wiederkäuergerechten Ration oder der Untersuchung auf Pansenacidose sind wir Ihnen gerne behilflich.
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