Begrenzend für den Remontierungsanteil der Milchkühe ist die Anzahl zuchttauglicher weiblicher Nachkommen, was wiederum von der Reproduktionsrate (= Anteil der Kühe und Färsen am Durchschnittskuhbestand, der für die Remontierung der Herde eingesetzt wird) und der durchschnittlichen Nutzungsdauer abhängig ist. Damit die Populationsgröße konstant bleibt, muss mindestens ein weibliches Jungtier eine Abgangskuh ersetzen.

Die Kosten der Kalbinnenaufzucht werden oftmals unterschätzt. Dabei sind gesunde und leistungsfähige Jungtiere zur Remontierung des Bestandes grundlegende Bedingungen für eine erfolgreiche Milchviehhaltung. Oftmals konzentrieren sich Betriebsleiter mit vollem Einsatz auf Fütterung und Haltung der Milchkühe, da diese die Haupteinnahmequelle darstellen. Die Jungrinderaufzucht läuft hingegen oft “nebenher”. In diesem Bereich des Betriebes ist die Gefahr am größten, den Tieren nicht die notwendige Aufmerksamkeit und Intensität entgegenzubringen.

Nachfolgend soll ein Überblick über die Kosten der verschiedenen Bestandsergänzungsverfahren gegeben werden.

Kosten im geschlossenen System (Aufzucht der weiblichen Kälber im eigenen Betrieb)

Eine Auswertung der Landesanstalt für Landwirtschaft Bayern (LfL Bayern) zeigt den tatsächlichen Kostenanteil der Nachzucht an den Gesamtkosten der Milcherzeugung.
Demzufolge beansprucht die Kalbinnenaufzucht in gut organisierten Betrieben über ⅓ der Futterfläche und ca. 15 % der Arbeitsstunden (Quelle: Auswertung der bayerischen Betriebszweiganalyse [BZA]).
Bezogen auf die Vollkosten geht rund jeder 5. Euro in die Nachzucht. Oftmals fehlt zur Optimierung der Bestandsergänzung in der Praxis die notwendige Datenbasis.
Für das Jahr 2013/14 ergibt sich in der Auswertung der bayerischen BZ-Auswertung ein Durchschnittswert von 2.345 € Vollkosten pro Färse. In Abbildung 1 ist die Aufteilung der Vollkosten pro kg energiekorrigierter Milchmenge (ECM) abgebildet.

JOSERA Grafik zeigt die Vollkosten der Milcherzeugung

* PE Färse = Produktionseinheit, schließt auch die Bestandsaufstockungen mit ein

Mit der Höhe der Kosten wird klar, dass die Jungviehaufzucht ein nicht zu unterschätzender Betriebszweig ist. Die in der Praxis dominierende Vermarktung von Jungkühen, die im Erzeugerbetrieb das Kalb als zusätzlichen Nebenerlös mit sich bringt, ändert nichts an der grundsätzlich geringen Rentabilität dieses Betriebszweigs, auch wenn sich die Preise dort noch besser als in der Färsenvermarktung entwickelten.

Vorteile der eigenen Aufzucht:

  • bester Hygienestatus
  • Nutzung von Altgebäuden, Restflächen, Futterresten, usw.
  • Auslastung vorhandener Maschinen

Nachteile der eigenen Aufzucht:

  • Arbeitsbelastung, Flächenbedarf
  • Aufzucht unnötiger Färsen, steigende Bestandsergänzungsrate
  • Verdeckte Kosten

 

Kosten im Verfahren des Färsenzukaufs (Kälber werden verkauft)

Vorteile:

  • Zukauf nach Bedarf
  • Arbeitsentlastung, eventuell Ausweitung der Milchproduktion
  • Kein Erstkalberisiko, kein Anmelken

Nachteile:

  • Unsicherer Hygienestatus, Integration in die Herde
  • Abhängigkeit vom Rindermarkt
  • Ungleichmäßiger Kapitalbedarf

Die aktuellen Erzeugerpreise für Nutzkälber ab Hof:
(Quelle: Rheinische Bauernzeitung 18/2017: Alter 14 Tage ca. 45 – 60 kg LG, Rheinland Pfalz)

  • Holstein sbt. 94 €
  • Holstein rbt. 99 €
  • Fleckvieh 159 €

Im Vergleich dazu brachte die Zuchtviehversteigerung der Rinderunion West eG am 11.05.2017 für abgekalbte Holsteinfärsen im Durchschnitt einen Preis von ca. 1.400 € mit einer Preisspanne von 1.000 € bis 1.800 €.

Kosten bei der ausgelagerten Färsenaufzucht (Vertragsaufzucht)

Hier ist die Variante A „Pensionstierhaltung mit täglicher Gebühr“ und Variante B „Verkauf und Rückkauf desselben Tieres“ zu unterscheiden.

Vorteile:

  • Hygienestatus bleibt erhalten
  • Arbeitsentlastung, eventuell Ausweitung der Milchproduktion
  • Aufzucht nach definierten Absprachen

Nachteile:

  • Tränkephase verbleibt meist beim Milchviehalter
  • Anmelken und Erstkalberisiko beim Milchviehbetrieb
  • Abhängigkeit vom Aufzüchter
JOSERA Jungrinder auf der WEide

Kosten für Pensionstierhaltung

Vertragliche Vereinbarungen sind unabdingbar.

Einflussfaktoren – Wie können die Kosten der Bestandsergänzung reduziert werden?

Vermeidung von Kälberverlusten oder Abgängen in der Färsenaufzucht

Besonders „teuer“ werden Abgänge von Tieren mit über 18 Monaten, da sie schon hohe Aufzuchtkosten verursacht haben.

Frühes Abkalben (24 – 26 Monate) gut entwickelter Färsen

Die Aufzuchtkosten können maßgeblich über eine Verkürzung der Aufzuchtdauer gesenkt werden. Anzustreben ist nach derzeitigem Stand der Beratung ein Erstkalbealter von 24 – 27 Monaten bei einer Lebendmasse von 620 – 650 kg zur ersten Abkalbung.
Durch eine Senkung des Erstkalbealters werden vor allem Futterkosten eingespart.
Diese verringern sich, da in Folge der kürzeren Aufzuchtdauer ein geringerer Erhaltungsbedarf zu decken ist. Zugleich kann auch der haltungsbedingte Aufwand gesenkt werden. Eine verkürzte Aufzuchtdauer mindert zugleich den Bedarf an Jungviehplätzen.

Quelle Lfl Bayern

Senkung der unfreiwilligen Altkuhabgänge

Jedes Tier, welches aufgrund einer Erkrankung abgeht, bedeutet einen wirtschaftlichen Verlust. Besondere Beachtung verdient hier das Management der Kühe rund um die Kalbung und in der Frischlaktierendenphase.


Senkung der freiwilligen Altkuhabgänge

Der zu erwartende Produktionswert der „neuen“ Färse muss höher sein als der der ausscheidenden Altkuh!

Verlängerung der Nutzungsdauer

Neben dem Erstkalbealter ist die Nutzungsdauer der große Hebel, mit weniger Vieh und weniger Fläche gleiche Mengen an Milch erzeugen zu können. Die bayerischen Kühe werden im Mittel nur rund 3 Laktationen genutzt, bevor sie abgehen. Dies entspricht einer Remontierung um die 33 % und hat zur Folge, unabhängig von der geplanten Selektion fast alle weiblichen Kälber aufstallen zu müssen.
Problematisch erscheint vor allem die Tatsache, dass 18 % der Erstlingskühe nach der ersten Laktation ausscheiden. Ein Drittel der Kühe gehen nach Auswertungen des LKV nach der ersten Laktation wegen Unfruchtbarkeit, Klauen- sowie Stoffwechselproblemen aus dem Stall.

Bei Fragen zur Optimierung der Aufzucht und damit zur Reduzierung der Kosten für die Färsenerzeugung fragen Sie Ihren JOSERA Berater.


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