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Hygiene
Viele positive Einflussfaktoren helfen das Kalb gesund zu erhalten. Stressfreie Haltung auf Stroh, ausreichende Versorgung mit Biestmilch und eine einwandfreie Tränke sind nur einige davon. Bei der Aufstallung der Tiere im Iglu oder in Buchten im Stall wird häufig aber der wichtigste Faktor außer Acht gelassen: Die Hygiene. Konsequente Reinigung und Desinfektion kennt der praktische Landwirt ja eigentlich nur aus dem Schweine- und Geflügelbereich. Kokzidien, Kryptosporidien oder Salmonellen sind aber im Rinderbereich keine Seltenheit mehr. Für den hochsensiblen Altersabschnitt beim jungen Kalb gelten deswegen die gleichen hohen Anforderungen an die Hygiene, um Erkrankungen vorzubeugen.
Wichtig in diesem Zusammenhang ist es, sich erst einmal selber einen Blick für die „Problemzonen“ in der Kälberhaltung zuzulegen.
Man unterscheidet drei kritische Bereiche in der Kälberaufzucht, auf die im Folgenden näher eingegangen wird.
Abb. 1: Auswirkungen verschiedener „Reinigungsschritte“ auf die Keimdichte
Geburtshygiene
Der Bereich der Geburtshygiene liegt in einer Grauzone. Genau genommen fängt er schon mit der Fütterung der hochträchtigen bzw. trockenstehenden Kuh an. Nur eine optimal versorgte Mutter kann das Ungeborene ausreichend mit Nährstoffen versorgen. Darüber hinaus hat man durch die Trockensteherfütterung direkten Einfluss auf die Biestmilchqualität. Eine verfettete Kuh hat bei der Kalbung mehr Probleme mit Schwergeburt als eine Kuh mit optimaler Kondition. Ein weiterer kritischer Punkt ist das Thema Geburtshilfe. Natürlich muss der Betriebsleiter kontrollieren, ob bei der Geburt alles „flutscht“, d. h. die Lage des Kalbes in Ordnung ist und keine Komplikationen auftreten. Bei Betrieben mit Angestellten ist oftmals ein Übereifer zu beobachten. Aber gerade zu frühe oder zu starke Geburtshilfe können das Kalb und die Kuh verletzten. Hier sollte man öfters der Natur ihren Lauf lassen. Bei Kontrolluntersuchungen (auch der Nachgeburt) muss man sich unbedingt die Hände waschen, um keine Keime in den Geschlechtsapparat einzuschleusen. Ebenso sollten Geburtshelfer immer sauber und möglichst steril sein.
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Haltungshygiene
Die Haltungshygiene hat viele Facetten. Angefangen vom Klima bis hin zur Desinfektion von Kälberiglus erstreckt sich dieser Bereich. Je nach Aufstallungsart hat man verschiedene Möglichkeiten und Pflichten auf die Hygiene zu achten. Einzeliglus bieten den Vorteil den Standort konsequent zu wechseln und so „bodenbürtige“ Erreger zu dezimieren. Trotzdem müssen die Innenwände und Abtrennung möglichst nach jedem Kalb gereinigt und von Kotresten vom Vormieter befreit werden. Schwieriger wird die Sauberhaltung von Holzaufstallungen. Hier ist eine 100%ige Sauberkeit gar nicht möglich, weil sich in den Ritzen und Holzfasern Keime und Schmutz halten können. Wärmende Stroh-Matratzen sollten regelmäßig ausgetauscht werden. Eine Hilfe bieten hier Streukalke und mehlförmige Hygienemittel, die oft sogar bei belegten Ställen eingesetzt werden können.
Reinigung und Desinfektion ist der Hauptfaktor zur Unterbrechung der Infektionsketten (siehe auch Abbildung 1). Dabei kommt es auf das richtige Mittel, die richtige Konzentration und die richtige Dauer der Anwendung an. Hier unbedingt auf die Sicherheitshinweise der Hersteller achten. Zur Haltungshygiene gehört auch der Bereich des (Stall)Klimas. Kälberställe im Außenbereich haben sich bewährt. Die Angst vor zu großer Kälte oder Zugluft hat sich im Außenklima nicht bestätigt. Wichtig ist, dass die Tiere Rückzugsmöglichkeiten mit Mikroklima haben. Das gilt auch für Kälber, die im Kuhstall aufgestallt sind. Moderne Milchviehställe haben große Luftvolumina – für die Kühe gut, für die Kälber schlecht. Gerade hier sollte durch Abhängen oder Anbringen von Zwischendecken Schutz vor Zugluft und Kälte sichergestellt werden. Regelmäßiges frisches Einstreuen mit einwandfreiem Stroh und Kontrolle der Tränken, sowie täglich neue Vorlage von Rau- und Kraftfutter runden die Haltungshygiene ab.
Verunreinigungen in der Biestmilch
Für die Bewertung der Kolostrumqualität wird in der Regel die Dichte gemessen und damit indirekt der Immunglobulingehalt bestimmt. Ein wichtiges Qualitätsmerkmal, der Hygienestatus, wird bei der Qualitätsbestimmung in der Regel nicht berücksichtigt, da der Keimgehalt nicht ohne weiteres bestimmt werden kann. Umso wichtiger ist es, dass beim Umgang mit der Biestmilch ein besonderes Augenmerk auf die Hygiene gelegt wird. Praxisstudien der Fachhochschule Südwestfalen zeigen, dass die Keimzahl in der Milch in den unterschiedlichen Stufen vom Euter bis hin zum Tränkeeimer bei unzureichender Hygiene exponentiell ansteigt.
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In den Praxisuntersuchungen waren die Immunglobuline (Typ G) in der Kolostralmilch zu Beginn noch ausreichend enthalten. Allerdings konnte bei 70% der Kälber, die zuvor mit einer ausreichenden Menge an Kolostrum getränkt wurden, eine Unterversorgung an Immunglobulinen im Blut festgestellt werden.
Nach weiteren Untersuchungen wurde klar, dass bereits in der Melkkanne große Verunreinigungen entstanden sind. Diese wurden von vorherigen Resten nicht vollständig befreit und baten somit eine Grundlage für eine starke Keimvermehrung, mit denen die Milch bereits nichtmehr zur Verfütterung geeignet war.
Abbildung 1: zeigt die Keimvermehrung vom Euter bis zum Nuckel. Sowohl im Transporteimer als auch im Nuckel steigen die Keimzahlen.
Quelle: K. Asseburg, FH SWF, modifiziert aus „Hygiene in der Kälberaufzucht“, Marc Boelhauve
Regelmäßiges Eimerspülen oder Wechsel der Tränkenuckel ist kein Luxus. Gerade neugeborene Kälber brauchen einen neuen Nuckel, um ein Übersaufen zu verhindern. Auch die Reihenfolge der Tränke spielt eine Rolle bei der Unterbrechung der Infektionsketten. Bei der Eimertränke immer mit den jüngsten Tieren beginnen und die älteren erst danach füttern, um eine Keimverschleppung von alt nach jung zu vermeiden, da Jungtiere das schwächere Immunsystem haben. Bei Betrieben mit größeren Kälberherden empfiehlt es sich für jedes neue Kalb einen neuen Eimer zu verwenden, gerade dann, wenn die Eimer nach dem Tränken nicht richtig gereinigt werden, sondern an der Box oder im Iglu hängen bleiben.
Was passiert, wenn Keime in den vorherigen Arbeitsmitteln vorhanden sind?
- Immunglobuline gehen hier Verbindungen mit Erregern ein, die im späteren Verlauf nichtmehr getrennt werden können und somit auch dem Kalb nicht zur Verfügung stehen
- Keime verhindern die Aufnahme des Kolostrums im Darm der Kälber
- Folgen können sowohl Durchfall als auch spätere Atemwegserkrankungen sein
Fazit
Bei jedem Schritt der Kälberaufzucht sollte auf stetige Reinigung geachtet werden. Sowohl Melkkanne, Transporteimer als auch Tränkeimer und Nuckel sollten nach jedem Durchlauf gereinigt werden, um die Keimbelastung so niedrig wie möglich zu halten und eine erfolgreiche Aufzucht zu gewährleisten.
Fazit
All diese Maßnahmen tragen zur Verminderung des Keimdrucks bei. Wichtig ist gerade in dem wichtigen Bereich Kälberhaltung die Tierbeobachtung und Dokumentation von Auffälligkeiten auch und gerade bei wechselndem Betreuungspersonal. Durch konsequentes Hygienemanagement kann man nachhaltig Erkrankungen reduzieren und Tierarztkosten sparen.
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